Verleihung der Fluthelfermedaille 2021 an Einsatzkräfte der Stadt Speyer

Nach der verheerenden Flutnacht im Juli 2021 waren Speyerer Feuerwehrleute und Katastrophenschutzhelfer sechs Wochen lang rund um die Uhr für das Ahrtal im Einsatz.
 
Im Namen von Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Innenminister Michael Ebling zeichnete Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler gemeinsam mit Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Peter Eymann insgesamt 53 Einsatzkräfte der Stadt Speyer mit der Fluthelfermedaille aus.
 

Anlässlich der Verleihung der Fluthelfermedaille 2021 an Einsatzkräfte der Stadt Speyer hier noch die Ansprache unseres Brand- und Katastrophenschutzinspekteurs Peter Eymann:

„Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,

liebe Kameraden und Kameradinnen,

werte Gäste,

heute ist ein besonderer Tag. Ein Tag, an dem wir uns freuen und glücklich sind, dass wir im Namen von Frau Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Herrn Innenminister Michael Ebling für besondere Leistungen bei der Fluthilfe Wertschätzung erfahren und ausgezeichnet werden.

Es ist aber auch ein Tag, an dem wir uns an die Katastrophe im Ahrtal erinnern und an die unvorstellbaren Bilder, die wir dort zu sehen bekommen haben.

Das Ausmaß, die Dimensionen der Zerstörung, können kaum in Worte gefasst werden. 134 Menschen fanden in der Flut den Tod, darunter auch eine junge Feuerwehrfrau die ausrückte, um wie wir zu helfen.

Im Gedenken an sie und die anderen Opfer bitte ich alle, die es können, sich für eine Schweigeminute von ihren Plätzen zu erheben.

Vielen Dank.

Eingangs habe ich es bereits erwähnt: Heute wurden eingeladen, um geehrt zu werden – fast zwei Jahre nach unserem Einsatz. Warum so spät? War es dem Land nicht wichtig, seine Anerkennung zeitnah zum Ausdruck zu bringen?

Doch, es war allen politisch Verantwortlichen wichtig. Sie haben unverzüglich ihren Dank und ihre Anerkennung für das von uns geleistete zum Ausdruck gebracht. Das gilt sowohl von Seiten des Landes, aber selbstverständlich auch von unserer Stadt.

Der Stadtvorstand und alle Fraktionen wissen, was wir gemacht haben und sind stolz auf ihre Feuerwehrleute und Katastrophenschützer.

Vielmehr war es die Bürokratie, auf die der zeitliche Verzug zurückzuführen ist. Im Haushalt waren schlicht keine Mittel für solch eine Vielzahl von Auszeichnungen vorgesehen.

Als die Gelder geklärt waren, musste europaweit ausgeschrieben werden und von der Rechnungsprüfung erst noch alles freigegeben werden. Das alles hat Wochen gekostet, aus denen Monate wurden.

In dieser Zeit ging es uns aber gut. Wir konnten nach Hause fahren, aus der Zerstörung heraus. Die Wartezeit konnten wir in unserer schönen Heimatstadt verbringen, in der es wieder möglich wurde Feste zu feiern. Wir wurden seither mit keiner weiteren Naturkatastrophe konfrontiert.

Jedoch sehe ich eine andere Gefahr, die sich still und heimlich breitgemacht hat. Einer Katastrophendemenz, wie es Albrecht Broemme, der ehemalige Leiter der Berliner Feuerwehr und Präsident des THW, nennt.

Ganz gleich wie schrecklich etwas war – wir alle vergessen viel zu schnell. Unsere Welt ist unglaublich kurzlebig. Nach einem Problem ist vor einem Problem. Das Rad der Zeit dreht sich unaufhaltsam weiter, wir werden mit neuen Herausforderungen konfrontiert, es gibt schon gleich wieder andere brisante Themen, die uns voll fordern und in Beschlag nehmen.

Aber die strukturellen Defizite, die den Katastrophenschutz im Ahrtal an seine Grenzen und darüber hinaus geführt haben, dürfen keiner Demenz anheimfallen! Hier gibt es viel zu tun! KatS 2.0 heißt die Devise, an der gearbeitet werden muss – und wird!

Frau Oberbürgermeisterin Seiler und der Städtetag Rheinland-Pfalz haben mir die Gelegenheit gegeben, von Herrn Innenminister Michael Ebling in den Landesbeirat für Brand- und Katastrophenschutz berufen zu werden. Dies gibt mir Gelegenheit die notwendige Weiterentwicklung des Katastrophenschutzes aktiv mitzugestalten und das Wappen der Stadt Speyer einmal mehr auf die Landesebene zu tragen.

Die Tätigkeiten sind bereits aufgenommen worden, erste Ergebnisse sind ausgearbeitet und liegen vor. Sie werden aktuell in den Spitzengremien vorgestellt und beraten. Aber auch hier wird es danach noch bis zur Umsetzung dauern. Zum einen darf es keinen alleinigen KatS 2.0 der Feuerwehren ohne die Beteiligung der Hilfsorganisationen geben.

Die Aufgaben, die vor uns liegen sind so immens und vielschichtig, dass es nur gemeinsame Lösungen geben darf, wenn wir erfolgreich sein wollen.

Zum anderen geht es auch hier um große Geldsummen, die in die Hand genommen werden müssen. In Zeiten von Doppelhaushalten können sich alle ausmalen, dass bis zur vollständigen Umsetzung neuer Konzepte noch viel Wasser den Rhein hinunterlaufen wird – hoffentlich ohne dabei signifikant über die Ufer zu treten. Und auch hoffentlich ohne einsetzende Katastrophendemenz in der Politik und bei den Menschen.

Zurück zu dem heutigen Anlass unseres Beisammenseins.

Ich freue mich sehr, dass heute so viele meiner Kameraden und Kameradinnen ausgezeichnet werden. Ihr alle habt Außerordentliches geleistet auf das ihr sehr stolz sein könnt – ich bin jedenfalls sehr stolz auf Euch!

Ihr alle seid selbstlos bereit gewesen, Menschen in größter Not zu helfen und ihnen beizustehen. Ihr habt versucht zu retten, was zu retten war und habt beseitigt, was beseitigt werden konnte. Für die Gemeinde Mayschoß, die aus allem herausgerissen wurde, dass wir in unserem komfortablen Leben eines Industrielands für selbstverständlich erachten, seid ihr über viele Wochen die einzige Verbindung zur Außenwelt gewesen.

Auch im rückwärtigen Raum habt ihr Initiative gezeigt, bis hinein in die Stäbe und die Einsatzleitung des Landes. Rastlos, aufopfernd, Tag und Nacht, rund um die Uhr.

Dafür – noch einmal – ganz herzlichen Dank!